Zur Kulturgeschichte des Ruhrgebietes: Gräfin Imma von Stiepel
neuWallfahrtskirche St.Marien  in Bochum-Stiepel
Die Stiepeler Dorfkirche. Eine ehem. Pilgerkirche mit alten Wandmalereieen
Uta von Naumburg
Die hl.. Elisabeth von Thüringen im Naumburger Dom
Die Nachkommen Herzog Widukinds auf Cappenberg
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      Der Kampf von Macht und Christentum am Beispiel Cappenbergs    


                   

                                              Vorwort

 
     Das  noch junge Bistum Essen (50 Jahre), welches aus Teilen der Bistümer Köln, Münster und Paderborn hervorgegangen ist, bildet eine Schnittmenge, die uns deutlicher als zuvor in die alte Reichsgeschichte blicken läßt. Die Essener Domkirche besitzt Schätze der Ottonen  (goldene Madonna, Schwert, Kinderkrone Ottos III., Vortragekreuze), welche wohl in der Obhut der ottonischen Äbtissinnen bewahrt werden sollten. Das Essener Damenstift gehörte zum Bistum Köln, welches von Erzbischof Brun, dem Bruder Ottos des Großen, regiert wurde und auf den etliche Kölner Kirchenbauten zurückgehen. Mit Otto III. starben die Ottonen 1002 im Mannesstamme aus; übrig blieben die Kinder der Schwester Mathilde. Zu ihnen gehörten Erzbischof Herimann von Köln und Äbtissin Theophanu von Essen, die als Bauherrin bekannt ist.

 

    Das Ottonisch-Sächsische Christentum war doch sehr herrscherlich geprägt. Man kann aber auch nicht sagen, daß die folgenden,  mehr fränkischen Geschlechter  trotz aller burgundischer Reformversuche viel daran geändert hätten. Man heiratete nach Burgund: Kaiserin Gisela, Kaiserin Agnes, Kaiserin Beatrix,..Gerade aber die Stauferzeit verwechselte Christentum mit Machtanspruch,  Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation !

 

    Als Gottfried von Cappenberg 1122 seine weltliche Macht abgab und Mönch wurde, begann der Aufstieg der Stauferkaiser ! Ja sogar Norbert von Xanten war als Magdeburger Bischof für Gottfried zu WELT-lich geworden. Die Tragödie des Christlichen Europa ist es, daß der Verzicht auf weltliche Macht jeweils die Kirche zu weltlich-mächtig und damit unglaubwürdig machte. Das wichtigste Korrektiv waren deshalb die Armutsorden wie die Franziskaner und eine Heilige wie die Thüringer Landesfürstin Elisabeth.  

    Es ist sehr lehrreich, die Daten bezüglich Cappenberg zusammenzustellen und unter dem Gesichtspunkt von Macht und Christentum zu ordnen. Darum habe ich mich bemüht.

 

 

 

       Die Bedeutung der Burg Cappenberg an der Lippe von   

                                       Widukind bis Barbarossa

      

Wegen der dürftigen Quellenlage kann man die Besitzgesschichte Cappenbergs nicht exakt beweisbar darstellen. Es ist aber trotzdem sinnvoll, sich ein ungefähres Bild der Geschichte dieser wichtigen Sachsenburg zu machen, da dies die Zeiten der Sachsenchristianisierung erhellen kann.

 
Von alters her wird die Burg samt den zahlreichen zugehörigen
Gütern zu den Besitztümern der Deszendenten Widukinds gezählt

Ihr Name geht vermutlich auf Graf Cobbo von Westfalen zurück. Dieser scheint als Sohn des Grafen Ekbert –dem Gefolgsmann Karls des Großen, verheiratet mit der Karolingerin Ida von Herzfeld – nachgewiesen (s.S.6).  Auch Abt Warin von Corvey ist als Kind dieser beiden gesichert. Daß der Sachsenherzog Liudolf – Stammvater der Liudolfinger -  und seine Schwester Mathilde ebenfalls zu dieser Familie gehören, wird angenommen. Die Liudolfinger und die Immedinger – benannt nach Graf Immed, dem Gatten der Mathilde – nehmen in der Sachsengeschichte eine derart wichtige Stellung ein, daß sie als Cappenberger Grafen gewiß auch in die Widukindnachfolge gehören.

Die Immedinger beziehen ihre Bedeutung also eher von Mathilde als von dem Grafen Immed. (Ich halte Immed = Imad eher für einen christlich gewordenen ausländischen Fürsten, der in das Frankenreich eingeheiratet hat.)

Weiter ist sehr interessant, daß Mathildes Sohn Theoderich – ebenfalls Cappenberger Graf – mit einer Dänin namens Reinhild verheiratet war.

Sie kann auch ihrerseits mit Widukind zu tun gehabt haben, da der Herzog eine dänische Königstochter zur Frau hatte.  
 
Die Kinder dieses Paares nehmen eine ganz besondere Stellung ein:

Da sind die Töchter Mathilde, Amulrada und Frederuna, welche die Stammütter großer Geschlechter wurden. (In Widukind von Corveys Sachsengeschichte ist auch noch von 3 Söhnen dieses Paares zu lesen: Immed, Reinbern und Widukind.)

 
Mathilde heiratete  König Heinrich I. Aus ihnen gingen die Ottonenkaiser hervor, aber ebenso Kaiser Heinrich II., und über die Enkelin Liutgard folgten die Salierkaiser.
 
Frideruna heiratete den Grafen Wichmann,  Bruder des Sachsenherzogs Hermann Billung.( Bereits Liudolf war mit einer Billungerin – Oda – verheiratet.) Diese Familie war in der Folge für Cappenberg zuständig : zunächst nacheinander die Söhne Wichmann II. und Ekbert, danach Wichmann III. als Sohn von Ekbert (s.S.7). 

 Wegen Nachfolgestreitigkeiten kam es 1016 zu dem Mord an Wichmann III. durch seine Kusine Adela, was  eine große Tragödie war . Man kann aber deutlich sehen, daß Adela benachteiligt werden sollte. Schon als ihr Vater das Stift Elten für ihre Schwester Liutgard ausstattete, hatte er ihr Erbe beschnitten. Adela hatte in einem Prozeß die Rückzahlung erzwungen.

 1016 war die Wichmannlinie praktisch ausgelöscht, und Cappenberg mußte neu besetzt werden. Das geschah durch Bischof Meinwerk von Paderborn, einem Sohn der Adela und des Utrechter Bistumspropstes Immed IV. im Jahre 1023 kurz bevor sein Freund Kaiser Heinrich II. starb. 

Die Neuordnung bezog nun einen Nachkommen der dritten Theoderich-Tochter
 Amulrad (Äbtissin von Wunstorf) , die mit einem Grafen Evurhard = Erp, Erpho.. verheiratet war, mit ein (s.S.6).

Und zwar wurde die neue Edelherrschaft Büren begründet, welche durch Tausch in Schwaben begütert wurde und letztlich zu den Schwabenherzögen und Stauferkaisern führte (s.S.8).

 

Bei dieser Neugründung wurde die Billungerin Tetta (mit Erp Junior verheiratet) berücksichtigt, die im Nachteil war, da ihr Vater Thietmar Billung wegen etlicher Vergehen enterbt worden war. Bei Thietmar handelt es sich um einen Enkel des Herzogs Hermann (s.S.7). Auch die Billunger wollten an der Reichsaristokratie beteiligt sein. Die 4 Hermannkinder hießen Bernhard, Mathilde, Svanhild und Ludger. Nachdem Bernhards Enkelin Tetta mit der Edelherrschaft Büren versorgt war, bekamen Mathilde und ihr Gatte Gottfried von Verdun die Cappenberger Herrschaft. Wieder entstanden große Probleme und Konflikte zwischen weltlicher und kirchlicher Herrschaft (s. Extrablatt) bis endlich 1122 Gottfried von Cappenberg den Besitz an Norbert von Xanten verschenkte und auch selbst dem Orden der Prämonstatenser beitrat.

 

 Sein Bruder Otto wurde Cappenberger Propst und war auch der Taufpate des späteren Kaisers Friedrich I. Barbarossa, dessen Vater Herzog Friedrich von Schwaben als Reichskanzler und Königskandidat die Umwandlung Cappenbergs in Ordensgut vornahm. Er kaufte die schwäbischen Anteile Cappenbergs, weil sie in sein Herzogtum passten und finanzierte mit dem Geld die Prozesse beim Heiligen Stuhl.

Der vom Kaiser gestiftete goldene Kopf als Johannesreliquiar  für die Kirche in Cappenberg (mit seinen eigenen Gesichtszügen) ist also als Bekenntnis zu einem frommen gottgewollten und gottgefälligen Kaisertum zu sehen.

 

Hermanns Tochter Svanhild begegnet uns als Frau des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen, welcher einem Attentat zum Opfer fiel als er sich um die Nachfolge Kaiser Ottos III. bewarb im Jahre 1002.Die Nachfolge fiel stattdessen an Heinrich II.(„Uta“ im Naumburger Dom)

 

Bleibt noch der Hermannsohn Liudger, Graf in Westfalen, Ehemann der Adelatochter Imma, welche vor 1000 Jahren unsere Stiepeler Marienkirche als ihre Eigenkirche gründete.

 
Graf Theoderich (s.S.8) wurde als Witwer  zum Bischof von Paderborn geweiht, wo er als Bischof Dietrich  im Dom begraben liegt. Weitere Bischöfe der Immedingischen Familie sind Meinwerk und Imad, welcher die Imad-Madonna anfertigen ließ.

 


Die Bochumer St. Vinzentiuskirche und ihre vermutliche Gründung. 
 
Der zuerst erwähnte Name Bochums -nämlich cofbohum -weist auf  Cobbo hin und damit auf Cappenberg. Es soll Widukind in Kobnhavn geboren sein ! Für die Vinzentiuskirche, die wie die Stiepeler Dorfkirche  um die Tausend Jahre alt ist, gibt es keine Gründungsurkunde mehr. Man ist angewiesen auf einige markante Reste : Einen Münzfund unter dem Altar, einem beschrifteten Grabstein und  einem noch von außen erkennbaren Bogen an der Nordostwand.

1.     Der Münzfund: es handelt sich um eine auf der Reichenau geprägte  Münze des Herzogs Hermann von Schwaben, der 949 gestorben ist. Sein Herzogtum ging an den ältesten Sohn des Kaisers Otto I.- Liudolf- welcher die Tochter Ida geheiratet hatte. Dieser Sohn Ottos aus der ersten Ehe mit Edgitha war der designierte Thronfolger und Ida von Schwaben wäre Deutsche Königin geworden. Allerdings wendete sich das Schicksal, als Otto die Königswitwe Adelheid von der Lombardei und Tochter des Burgunderkönigs Rudolf heiratete. Nun wurde der Sohn Otto der Kaiserin Adelheid Thronanwärter und Liudolf  nahm den Kampf gegen seinen Vater auf. Zu seinen Verbündeten gehörte der Herzog Heinrich von Bayern – Bruder Kaiser Ottos – und  Herzog Konrad der Rote – Gatte seiner Schwester Liutgard. Letzlich ordneten sich aber alle unter, um die Schlacht auf dem Lechfeld 955 gegen die Reichsfeinde, die heidnischen Ungarn , zu gewinnen. Liudolf starb früh.

2.     Der Grabstein: Eine Aufschrift benennt den Werdener Laienabt Liudolf, welcher 983 starb und der  bei der Heiligsprechung der Ida von Herzfeld,  Stammutter der Ekbertiner, Liudolfinger, Ottonen am 26. 11. 980 eine Rolle spielte und somit als Nachkomme anzusehen ist.

3.     Der halbkreisförmige Bogen an der Nordseite weist auf eine Frau als  Gründerin.

 

     Es liegt also nahe, Ida von Schwaben als Gründerin und Besitzerin der Vinzentiuskirche  anzunehmen. Sie war vermutlich die Grabkirche von Mutter und Sohn, dem Werdener Abt. Bisher kennen wir die Kinder Otto dux und Mathilde, die Essener Äbtissin, durch ein berühmtes Emaillebild auf einem Vortragekreuz im Essener Domschatz.  

 
     Im Folgenden werden die besprochenen Zusammenhänge noch einmal übersichtlich in Grafiken dargestellt.

     Neu formuliert ist die Abstammung des Kaisers Barbarossa von den Billungern. Jedenfalls habe ich keine entsprechende Quelle gefunden. Dennoch meine ich, daß es über Friedrich von Büren keine andere Einordnung geben kann.
 






  Die angenommene Abstammung des Stauferkaisers von den Edelherrn von Büren geht aus der Scheidungsbegründung hervor, welche Barbarossa wegen der Trennung von Adela von Vohburg gestellt hat. Dort heißt es : er stamme nicht von „filius friderici" sondern von Friedrich von Büren ab, was offenbar die Verwandtschaftskette verkürzen soll.

Er klagt ja wegen zu naher Verwandtschaft. !

 

Im Jahre 1023 haben Bischof Meinwerk  von Paderborn (Immedinger) und Kaiser Heinrich II. eine Erbumschichtung vorgenommen, die Cappenberg betrifft. Es geht um Amulrada (eine Immedingerin) und Erp senior von Cappenberg.  Es ist von 3 Nachkommen die Rede: von Erp junior, der mit der Tochter des enterbten bösen Thietmar Billung verheiratet wird - Edelherrschaft Büren-  von fridericus und einer Tochter, die den Berthold vom Breisgau geheiratet  hat. („Gedächtnisstiftung „1)). Der filius friderici wird im Riesgau begütert. Von der Tochter stammt Adela von Vohburg ab . Das Schema sieht also etwa so aus:

 

                          Theoderich und Reinhild
                                          !
                           Erp senior und Amulrad

 
Erp junior                     fridericus                       Tochter
ooTetta                              oo  ?                            oo Berthold  
                                                                       vom Breisgau

 
Friedrich von
Büren                       filius friderici                    ...         !
   !                                                                              !
   !                                                                              !
   !                                                                              ! 
Kaiser Friedrich Barbarossa          oIo            Adela von Vohburg

 

Es ist also offenbar so, daß Friedrich von Büren das Erbe des fridericus aus welchem Grund auch immer übernommen hat und deshalb  als Vater von filius friderici angesehen wurde.(4) Er ist aber dessen Vetter, also aus derselben Generation, und so verkürzt sich die Abstammungskette.